Die Weltwirtschaft erholt sich von der Corona-Krise, aber die Ungleichheit steigt dabei nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) weiter: Für die reichen Industrieländer haben sich die Wachstumsaussichten einer neuen Prognose zufolge nochmals verbessert, die Aussichten für viele ärmere Entwicklungs- und Schwellenländer haben sich hingegen verschlechtert. Die Konjunkturaussichten vieler Staaten hingen inzwischen direkt von deren Zugang zu Corona-Impfstoffen ab, erklärte der IWF. Zudem können ärmere Länder Arbeitsmarkt und Konjunktur nur sehr begrenzt finanziell stützen.
Die Weltwirtschaft soll dieses Jahr um starke 6% wachsen. Das entspricht dem vorigen Ausblick vom April, aber die Zusammensetzung des Wachstums hat sich geändert. Für die Industrieländer soll die Zunahme 5,6% betragen, 0,5 Prozentpunkte mehr als noch im April angenommen. Bei den Schwellenländer sinkt die Prognose um 0,4 Prozentpunkte auf 6,3%.
“Schneller als erwartete Impfkampagnen und die Rückkehr zur Normalität haben zu Hochstufungen geführt, während der mangelnde Zugang zu Impfstoffen und wiederholte Covid-19-Wellen in Ländern wie Indien, zu Herabstufungen geführt haben”, erklärte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath.
Das Muster wird sich dem IWF zufolge auch 2022 fortsetzen. Die Weltwirtschaft soll um 4,9% wachsen, 0,5 Prozentpunkte mehr als noch im April angenommen. Angetrieben werden soll die Entwicklung von einem um 0,8 Prozentpunkte stärkeren Wachstum der Industrieländer (4,4%), vor allem aufgrund höherer staatlicher Ausgaben in den USA und der EU. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schwellen- und Entwicklungsländer wiederum soll um 5,2% wachsen, eine Zunahme von 0,2 Prozentpunkten gegenüber der April-Schätzung. Die globale Erholung der Wirtschaft ist nicht gesichert, bis die die Pandemie weltweit zurückgeschlagen ist.
Die Wachstumsprognose für die USA hob der IWF für kommendes Jahr um ganze 1,4 Prozentpunkte auf 4,9% an. Auch Deutschlands Wirtschaft soll 2022 stärker zulegen: Nach einer Prognose von 3,4% im April geht der IWF nun von einem Wachstum von 4,1% für 2022 aus. Für dieses Jahr wird weiter ein Plus von 3,6% erwartet. Die USA werden auch in diesem Jahr die große Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft sein. Dort soll die Wirtschaft dank der erfolgreichen Impfkampagne und eines massiven Konjunkturpakets 2021 um 7% wachsen.
Die vergleichsweise hohe IWF-Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft liegt zum Teil auch daran, dass viele Staaten im Vorjahr wegen der Corona-Krise eine Rezession von historischem Ausmaß erlebt hatten und nun wieder aufholen. Dem IWF zufolge brach die globale Wirtschaft 2020 wegen der Pandemie um 3,2% ein.
Der IWF geht unterdessen davon aus, dass sich die aktuell höheren Inflationsraten in den Industriestaaten im kommenden Jahr wieder auf das Niveau von vor der Pandemie einpendeln dürften. Viele Faktoren, die die Preise antrieben, seien vorübergehend, und die Lage am Arbeitsmarkt sei in den meisten Ländern weniger gut als vor der Pandemie. Das wäre das stärkste Wachstum seit einer Generation, wie der IWF bereits in seiner Anfang Juli um 0,6 Prozentpunkte angehobenen Prognose für die USA erklärt hatte.
Für die Eurozone prognostiziert der IWF für dieses Jahr ein Wachstum um 4,6%, 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im April angenommen. Für 2022 soll das Wachstum 4,3% betragen (plus 0,5 Prozentpunkte)
Zu den Verlierern der jüngsten Prognose gehören unter anderem die Staaten Asiens, die zuletzt mit einer neuen Corona-Welle zu ringen hatten; Indien Malaysia, Thailand, Vietnam die Philippinen und Indonesien. Indien soll dieses Jahr infolge der dramatischen Corona-Welle rund 9,5% wachsen - 3 Prozentpunkte weniger als noch in der April-Prognose. Im kommenden Jahr soll das Wachstum mit 8,5% wiederum um 1,6 Prozentpunkte höher ausfallen.
Die Wachstumsprognose für China wurde ebenfalls für dieses Jahr um 0,3 Prozentpunkte au 8,1%. gesenkt. Nächstes Jahr soll es ein Plus von 5,7% geben.
Jürgen Bätz (dpa)
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