Alberto Fernández trifft deutsche Kanzlerin bei G20
Buenos Aires (AT/mc) - Für Alberto Fernández war es eine günstige Gelegenheit, sich auf der ganz großen politischen Bühne zu zeigen. Nachdem der G20-Gipfel von Riad im Vorjahr aufgrund der Corona-Pandemie weitgehend virtuell stattfinden musste, hatte der argentinische Staatschef nun in Rom erstmals seit seinem Amtsantritt die Chance, sich bei einem G20-Treffen mit den wichtigsten politischen Führern der Welt persönlich zu treffen. Anschließend ging es weiter zum UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow.
Der deutschen Kanzlerin war Fernández schon zu bilateralen Gesprächen kurz vor Beginn der Pandemie in Europa begegnet. Hinzu kamen virtuelle Unterredungen. Die Begegnung in der italienischen Hauptstadt nutzte der argentinische Präsident nun, um sich von Angela Merkel zu verabschieden und sich für die Fürsprache der deutschen Regierungschefin beim Weltwährungsfonds (IWF) sowie beim Pariser Club zugunsten Argentiniens zu bedanken. Beim IWF drücken Argentinien Schulden in Höhe von rund 44 Milliarden US-Dollar (wir berichteten).
Seine Wertschätzung für Merkel hatte Fernández bereits im Vorfeld des Gipfels zum Ausdruck gebracht: „Nach 16 Jahren in Regierungsverantwortung und 107 EU-Gipfeln haben die europäischen Führer Merkel für ihre einzigartige Laufbahn gewürdigt. Dem Lob möchte ich mich anschließen für eine Frau, die ihre Spuren hinterlassen hat“, so Fernández auf seinem Twitter-Kanal.
Schwieriger war die Unterredung mit Kristalina Georgiewa. Die aus Bulgarien stammende IWF-Chefin sprach zwar von einem „guten Gespräch“ über die wirtschaftliche Situation Argentiniens. Doch Fernández deutete an, dass noch manches Hindernis gemeistert werden muss, um zu einer Verbesserung zu kommen: „Die Verhandlung mit dem IWF geht weiter - aber mit Schwierigkeiten, weil es viele Interessen im Widerstreit miteinander gibt.“ Wirtschaftsminister Martín Guzmán setzte die Gespräche in Rom mit IWF-Vertretern fort, während Fernández schon weiter nach Glasgow musste.
Ein weiteres bilaterales Treffen hatte Alberto Fernández mit Emmanuel Macron. Mit dem französischen Präsidenten gab es übereinstimmenden Sichtweisen, was den Schutz von Klima und Artenvielfalt betrifft, sowie in Bezug auf die Verteidigung der Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit. Des Weiteren wollen beide Seiten ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit ausbauen. Dies vor allem auf den Feldern der erneuerbaren Energien, der Infrastruktur und der Automobilindustrie.
Zu einem kurzen informellen Treffen kam es auch mit US-Präsident Joe Biden. Im Übrigen konnte Fernández als Erfolg verbuchen, dass die G20 sich darauf verständigten, dem IWF nahezulegen, seine Zuschlagspraxis bei säumigen Schuldnern zu überprüfen. Eine bereits seit Längerem vorgetragene Forderung des argentinischen Präsidenten.
Überhaupt hatte Fernández in Rom für eine Neustrukturierung der internationalen Finanzarchitektur geworben und dies besonders auf den IWF bezogen. Es könne nicht sein, dass eine auf Zeit gewählte Regierung einen Kredit aufnimmt und davon profitiert, während die Nachfolgeregierung dann für die Schulden aufkommen müsse, beklagte er sich angesichts des 2018 von seinem Amtsvorgänger Mauricio Macri ausgehandelten Rekordkredits. Und er fügte hinzu: „In dieser Geschichte gibt es keine Unschuldigen.“ Verantwortlich seien nicht nur diejenigen, die den Kredit aufgenommen haben, sondern auch jene, die ihn gewährten.
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